Jenseits von Theben ist ein Brettspiel für 2-4 Personen und bei Queen Games erschienen.
Ich hatte Jenseits von Theben überhaupt nicht auf meinem Radar, obwohl es bereits im März 2007 erschienen ist und für das Spiel des Jahres nominiert war. Tatsächlich haben wir es Spiel in Essen nur mitgenommen, weil meine bessere Hälfte unbedingt wieder mal ein Spiel von Queen Games (die ja wirklich sehr viele gute Spiele gemacht haben) holen wollte. Mir hat dieses Jahr bei Queen am Stand eigentlich gar nichts so recht zugesagt. Aber was soll ich sagen – gut daß ich mich habe überreden lassen.
Worum geht es?
Wir schreiben das Jahr 1901. Die Spieler sind Archäologen die Ihren Ruhm durch das Ausgraben altertümlicher Artefakte mehren wollen. Dazu reisen Sie durch Europa, um in verschiedenen Städten nötiges Wissen, Personal und Ausrüstung zusammenzutragen um dann in Griechenland, Kreta, Ägypten, Palästina oder Mesopätamien Ausgrabungen durchzuführen. Wer nach drei Jahren am erfolgreichsten gebuddelt hat (=die meisten Punkte hat), hat gewonnen.
Das Spielmaterial
Das Spiel besteht aus einem leider etwas schwach illustriertem Spielbrett, vier Archäologen-Spielerfiguren aus Holz (die nur rein zufällig einen Indiana Jones-Hut aufhaben), Forscher- und Ausstellungskarten, für jedes Gebiet je ein wunderschöner Stoffbeutel für je 30 Grabungsplättchen, vier Chronokel (dazu später mehr) und noch einige andere Kleinteile.
Das Spielmaterial gefällt mir sehr gut. Die fünf Stoffbeutel sind wirklich sehr schön und auch sonst hat alles die von Queen Games gewohnt hohe Qualität. Das einzige, was mich etwas stört ist das Spielbrett. Zwar mag der Purist sagen, daß es so übersichtlich und ohne Firlefanz ist, aber ich finde es etwas langweilig. Man hätte die Karte noch etwas illustrieren und verschönern können.
Spielablauf
Das Ziel der Spieler ist es zunächst Wissen und Ausrüstung anzusammeln, damit Sie eine erfolgreiche Grabungskampagne starten können. Dazu müßen zunächst in den europäischen Hauptstädten Forscherkarten eingesammelt werden (im Bild oben rechts oben zu sehen). Davon gibt es verschiedene Sorten: Zum einen gibt es Spezialwissen für die einzelnen Grabungsgebiete, die jeweils durch geschlossene Bücher in der Farbe des Grabungsgebiets dargestellt werden. Außerdem gibt es Allgemeinwissen, daß auf alle Grabungsgebiete angewendet werden kann und durch aufgeschlagene Bücher dargestellt wird. Des weiteren kann man noch Assistenten anheuern, sich Tipps von Einheimischen holen, Grabungsausrüstung erwerben, sich mit schnelleren Transportmitteln ausrüsten oder an Kongressen teilnehmen, die Siegpunkte bringen.
Das Problem bei all dem ist, daß es Zeit kostet. Damit kommen wir zu einem sehr schönen Spielmechanismus von Jenseits von Theben: Der Zeitleiste. Rund um den Spielplan verläuft die Zeitleiste. Diese hat 52 Felder, also für jede Woche des Jahres eins. Die Spieler beginnen mit Woche eins des Jahres 1901 und bewegen sich gemäß Ihren Aktionen vorwärts. Dran ist immer derjenige, der auf der Zeitleiste am weitesten hinten ist. Beispiel: Im Foto oben ist der Spieler Grün in Wien an der Reihe. Er könnte jetzt nach Berlin reisen (dauert zwei Wochen; eine Woche pro Stadt) und dort eine Spezialwissenkarte erwerben, was eine Woche dauert (ist auf der Karte aufgedruckt). Er hätte also insgesamt drei Woche verbraucht und rückt seinen Spielstein entsprechend vor. Damit befindet er sich in Woche sieben und damit immer noch hinter Spieler Blau, der in Woche acht ist. Also währe Spieler grün direkt nochmal dran.
Wenn ein Spieler der Meinung ist, er hat jetzt genug Wissen gesammelt, um sich an eine Ausgrabung wagen zu können, reist er zu der entsprechenden Ausgrabungsstätte und kündigt an, wie lange er graben will. Das Bild oben zeigt eine erfolgreiche Grabung in Kreta als Beispiel:
Der Spieler Blau ist auf Kreta und ermittelt zuerst sein Wissen für diese Grabung. Er hat vier Punkte Spezialwisse für Kreta und zwei Punkte Allgemeinwissen. Also insgesammt sechs Punkte. Dann nimmt er sein Chronokel (wer ist auf diesen Namen gekommen?) zur Hand – das ist das runde Ding links auf dem Bild. Es besteht aus zwei gegeneinader verdrehbare Pappscheiben. Auf dem Chronokel stellt er oben seine Wissenspunkte ein und kann dann ablesen, wie viele Grabungsplättchen er blind aus dem Sack ziehen darf, wenn er eine bestimmte Anzahl Wochen gräbt. Der Spieler entscheidet sich für eine neunwöchige Grabung und darf demnach sechs Grabungsplättchen ziehen. Das Ergebnis ist unten auf dem Bild zu sehen: Drei Artefakte im Wert von insgesamt sieben Punkten hat die Grabung zu Tage gefördert aber auch drei Schuttmarker. Diese kommen nach abschluß der Grabung wieder zurück in den Beutel. Die Artefakte behält natürlich der Spieler.
So läuft das Spiel weiter, bis die drei Jahr rum sind. Im späteren Spielverlauf können in europäischen Städten auch noch Ausstellungen organisiert werden, die zusätzliche Punkte bringen. Voraussetzung dafür ist, daß man eine ausreichende Zahl Artefakte aus den unterschiedlichen Grabungsgebieten zur Verfügung hat.
Fazit
Jenseits von Theben ist für mich eine sehr angenehme Überraschung. Ich habe von dem Spiel nicht viel erwartet aber tatsächlich ist es ein großartiges Spiel. Die Zeitleiste ist ein sehr schöner Spielmechanismus und das Blinde ziehen aus den Säckchen ist auch sehr spannend (wenn auch dadurch eine gehörige Portion Glück ins Spiel kommt).
Dank des zugänglichen Themas, der relativ einfachen Regeln und der Spieldauer von etwa einer Stunde ist das Spiel auch uneingeschränkt Gelegenheitsspielern zu empfehlen, denen Fantasy oder detailierte historische Themen zu „geekig“ und Regelhefte mit mehr als Zehn Seiten ein Graus sind.
Meiner Meinung nach ein erheblich besseres Spiel als Zooloretto, daß ja den Preis „Spiel des Jahres“ eingeheimst hat, und eine absolute Empfehlung sowohl für Viel- als auch Gelegenheitsspieler.